In diesem Artikel geht es ausnahmsweise nicht um neue Letterings, Anleitungen oder Handlettering-Tipps. Ich möchte ein wichtiges Thema ansprechen, welches mir nicht nur bei mir selbst aufgefallen ist: Das Verlernen der Handschrift.
Die Handschrift nimmt in unserer modernen IT-Gesellschaft einen immer kleineren Stellenwert ein. Teilweise führt dies dazu, dass Menschen das Schreiben per Hand geradezu verlernen.
Eine Besorgnis erregende Entwickung – denn diese feinmotorische Fähigkeit trainiert unser Gehirn und wirkt sich positiv auf die Erhaltung unserer Hirnleistung im Alter aus.
Die Digitalisierung verdrängt das handgeschriebene Wort
Mühsam haben wir das Schreiben gelernt. Mehrere Jahre unserer Schullaufbahn bestanden darin, Buchstaben zu lernen und diese zu Wörtern zusammenzusetzen. Und jetzt? Schreiben wir fast ausschließlich auf Computer, Smartphone und Tablet. Teilweise sogar ohne die einzelnen Wörter komplett selbst zu tippen – dank Autokorrektur und Wörterbuch.
Die Muskeln in unserer Hand bilden sich zurück und wir vergessen auf Dauer die feinmotorischen Fähigkeiten, die wir so lange trainiert haben. Als jemand, der acht oder mehr Stunden pro Tag am Computer arbeitet (und das seit bald 10 Jahren), habe ich dies bei mir selbst feststellen können!
Auch bei jüngeren Generationen lässt sich beobachten, dass das Schreiben per Hand zunehmend schwerer fällt. Einer Studie zu Folge, bei der mehr als 1900 Lehrer in Deutschland befragt wurden, haben mehr als 30% der Mädchen und über 50% der jungen Schwierigkeiten, die Handschrift zu erlernen. Dies geht aus Beobachtungen der Lehrer hervor. Hierbei ist nicht belegt, dass die Digitalisierung daran Schuld ist. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass sie einen enormen Teil dazu beiträgt, dass wir die Handschrift verlernen oder gar nicht erst richtig verinnerlichen.
Schreibst du noch per Hand?
Mal ehrlich: Wie oft schreibst du noch etwas per Hand, wenn es gerade nicht um das Handlettering geht? Bei mir sind es höchstens ein paar Post-ITs auf der Arbeit. Versuche doch mal, einen längeren Brief zu schreiben. Du wirst schnell merken, wie anstrengend dies für deine Hand ist. Zu Zeiten der Abschlussprüfungen hingegen konnte man noch Seitenweise schreiben, bis Ermüdungserscheinungen im Handgelenk auftraten.
Das Gegenmittel Handlettering
Das Handlettering hat bei mir eine kleine Wende herbeigeführt. Ich habe mich wieder mehr mit dem Thema Schrift beschäftigt und gemerkt, wie meine Feinmotorik in Bezug auf Schrift mit jedem Schriftzug besser wurde. Langsam aber stetig.
Grundsätzlich ist das Handlettering nicht primär dazu da, die normale Handschrift zu verbessern. Und auch längere Texte wirst du separat trainieren müssen. Doch gerade der Fokus auf jeden einzelnen Strich und die ruhige Führung der Hand wirken sich auch auf dein normales Schriftbild aus. Nebenbei trainierst du dein Gehirn und hast Zeit zum abschalten. Ganz ohne technische Geräte, Strom und WLAN.
Handgeschriebenes wieder besonders
Einen guten Nebeneffekt hat die Digitalisierung: Handgeschriebenes bekommt wieder einen ganz neuen Stellenwert. Wenn sich jemand die Zeit nimmt und sich die Mühe macht eine Karte per Hand zu schreiben, ist dies von großer Bedeutung. Als Empfänger freue ich mich mehr denn je über eine handschriftliche Karte, Notiz oder einen Brief.
Wenn du das Handlettering lernst, trainierst du also nicht nur deine Hand und dein Gehirn, sondern bist auch (wieder) in der Lage Grüße, Wünsche und Co. handgeschrieben zu verteilen.
Hallo,
Interessanter Artikel 🙂
Erst heute habe ich darüber nachgedacht, wo genau der Unterschied bei mir – und vielen anderen in meiner Altersgruppe (Generation Millenials) in Sachen „Handschrift“ liegt.
Ich bin Jahrgang 86 … und mir ist aufgefallen, dass enorm viele in meiner Altersgruppe (+/- ein paar Jahre) tatsächlich eine richtige „Sauklaue“ haben.
Bei den Männern war dies größten Teils schon während der Schulzeit so, aber inzwischen fällt mir dies auch verstärkt bei den Frauen auf…
Wenn ich meine Handschrift dagegen vergleiche, so gelingt es mir kaum, auch nur annähernd so zu schreiben…
Ich bin dabei jemand, der zwar auch nicht sehr viel per Hand schreibt, aber doch immer mal wieder zumindest notizen, Gedanken oder ähnliches… Manchmal auch die ein oder andere Seite – einfach nur irgendwelche Gedankengänge niederschreiben, damit sie mir besser im Gedächtnis bleiben.
Vielleicht hat dies damit zu tun, dass sich meine Handschrift im direkten Vergleich zwar „weiter entwickelt“ hat, aber nie wirklich schlechter oder gar unleserlich wurde?
Dennoch… 90 % schreibe auch ich am Computer – das ist halt inzwischen fast unumgänglich… und ich bin auch gespannt, wie sich unsere Schrift bzw. Rechtschreibung ggf. dahin gehend entwickeln wird (z.B. bei der Groß- und Kleinschreibung könnte ich mir vorstellen, dass es hier irgendwann auch noch einmal eine Reform geben wird, welche hier die derzeitigen Entwicklungen in Internetforen und co. abbilden wird.
Ich denke schon, dass selbst die kleinsten Schreibübungen zwischendurch dabei helfen die Handschrift zu trainieren. Wer wirklich nie analog schreibt, kann die filigranen Bewegungsabläufe einfach nicht üben. Auf Dauer kann das einfach nicht gut gehen.
Ich muss sagen, bei mir ist fast das Gegenteil der Fall. Ich liebe es, per Hand zu schreiben und der Computer rückt immer mehr in den Hintergrund. Ich habe festgestellt, dass ich einfach per Hand viel schneller und übersichtlicher (mit)schreiben kann. Ich habe mir jetzt für die Uni ein Tablet gekauft, damit ich papiersparender auf den Powerpoints mitschreiben kann. Zu Hause wird das Ganze dann fein säuberlich per Hand abgeschrieben und zusammengefasst, damit ich damit dann lernen kann. Für mich die produktivste Art, den Stoff ins Hirn zu bringen.
Das Handlettering hingegen hat bei mir nur sehr wenig mit der Handschrift zu tun. Dabei male ich mehr, als dass ich schreibe. Wobei ich inzwischen durchaus manche Buchstaben in meiner Handschrift verändert habe, weil mir der Schwung der Handlettering-Buchstaben mehr liegt. 🙂
Aber über handgeschriebene Briefe und Postkarten freue ich mich auch immer total! Die haben immer noch einen besonderen Flair!
Hallo Timo,
Ich habe es bei meiner Umschulung gemerkt, was ich für eine Sauklaue ich habe. Während des Unterrichts habe ich mit einem Kugelschreiber geschrieben, zu Hause habe ich mir dann immer meine Mitschriften genommen und mit dem PC und dann nochmals mit einem Füller abgeschrieben, dabei aber auch festgestellt, dass ich das mit dem Füller geschriebene besser lesen konnte und durch das doppelt abgeschriebene auch besser gemerkt habe. Jetzt allerdings interessiere ich mich für Handlettering, weil ich gesundheitsbedingt nicht mehr mit meiner linken Hand schreiben kann. Jetzt muss ich mich darauf konzentrieren mit rechts zu schreiben, was ich nie gelernt habe.
Jetzt bin ich gespannt wie es funktioniert.
Lieben Gruß
Claudia
Hi Claudia, das klingt auf jeden Fall nach einem guten Training.
Ich glaube, man kann alles schaffen, wenn man mit dem nötigen Ehrgeiz und etwas Begeisterung an die Sache herangeht. Ich drücke dir die Daumen für deinen „Seitenwechsel“. 🙂 Liebe Grüße!
Hallo Timo,
Ich schreibe noch oft mit der Hand. Beruflich nutze ich einen Collegeblock um Gesprächsnotizen, Telefonnotizen, ToDo-Listen und Rechercheergebnisse festzuhalten. Ich kann mir Dinge besser merken, wenn ich Sie per Hand aufschreibe. Allerdings erstelle ich grössere Texte doch am Computer. Nachteil: Mein Chef bittet mich oft ein offizielles Protokoll zu erstellen, weil „Ich immer so schön alles mitschreibe“
Danke für deine Freebies, ich habe mir dann auch das Übungsbuch gegönnt. Der Generator ist toll für Spielereien mit Schriftarten.
Liebe Grüsse
Kerstin
Hi Kerstin, lange Texte schreibe ich auch mit dem PC, da führt kein Weg dran vorbei. Außer vielleicht bei einem persönlichen Brief. Aber auch kurze Notizen reichen ja schon, um die Hand zu trainieren. 🙂
Freut mich, dass dir meine Freebies und der Generator helfen! Liebe Grüße!
Oh ja, Timo, ich habe meine Handschrift auch verlernt. Seit bald 40 Jahren arbeite ich mit und am Computer. Meine Handschrift ist grauenhaft geworden. Es fällt mir wahnsinnig schwer langsam zu schreiben.
Beim Handlettering muss ich mich wirklich konzentrieren, damit etwas Gescheites dabei heraus kommt.
Liebe Grüße,
Vera