Vermehrt habe ich Diskussionen verfolgt, in denen es um analoge und digitale Handletterings ging. Die einen feiern die Möglichkeiten der digitalen Welt, die anderen beschweren sich darüber, dass kaum noch klar ist, welche Kunstwerke „analog per Hand“ entstanden sind und welche der digitalen Welt entspringen.
In diesem Beitrag erfährst du, was ich zu dem Thema denke, woran du digitale Kunstwerke erkennst und wie du ein transparentes iPad Display bekommst. 😉
Inhaltsverzeichnis
Die digitalen Möglichkeiten
Die Digitalisierung hat auch die Kunstwelt revolutioniert. Plötzlich lassen sich Fehler rückgängig machen, aufwendige Muster schnell duplizieren oder Vorlagen direkt übermalen.
Zuletzt haben Geräte wie Grafiktabletts oder das iPad Pro mit dem Apple Pencil dafür gesorgt, dass die digitalen Möglichkeiten mit der Haptik der analogen Kunstwelt verschmelzen.
Stift und Display imitieren die Handhabung des analogen Malens oder Schreibens so gut, dass man seine Fähigkeiten wie gewohnt ausleben kann und von den zusätzlichen Funktionen profitiert. Wenn die typischen Hersteller jetzt noch die Haptik von Papier reproduzieren, brauchen wir gar nicht mehr analog kreativ werden – oder?
Bevor ich meine Meinung dazu kundtue, möchte ich herausfinden, was das überhaupt für den Betrachter bedeutet.
Wird der Betrachter belogen?
Der Grund für diesen Artikel waren einige Instagram-Kommentare, die ich auf anderen (großartigen) Künstler-Profilen entdeckt habe.
Dort beschwerten sich Leser darüber, dass ein Handlettering keine Kennzeichnung darüber enthielt, ob es digital oder analog entstanden ist. Zum Teil klang das richtig boshaft.
Der Künstler möge doch bitte verraten, ob er analog gearbeitet hat oder „nur“ digital.
Ich frage mich an dieser Stelle: Ist das zu dem Zeitpunkt relevant? Wenn ich einem Künstler folge, dessen Werke mich inspirieren, motivieren oder einfach nur erfreuen, spielt dann der Weg dorthin eine Rolle?
Und was, wenn der Künstler sein Geheimnis nicht preisgeben möchte? Fühlen sich die Betrachter dann belogen?
Digital vs. analog – Meine Meinung
Vorab würde ich behaupten, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn der Betrachter nicht mehr auf den ersten Blick erkennt, wie ein Bild (in unserem Fall ein Handlettering) entstanden ist.
Das zeigt bereits, dass der Ersteller sich in seiner Materie auskennt und weiß, was digitale und analoge Werke ausmacht.
Der Betrachter denkt vielleicht gar nicht darüber nach und erfreut sich einfach an dem Ergebnis. Spitze! Oder er fängt an zu grübeln und schaut genauer hin. Ebenfalls spitze!
Egal was passiert, der Künstler hat (vermutlich) sein Ziel erreicht.
Ich finde, es ist dabei absolut irrelevant, ob das Bild auf Papier oder einem Display entstanden ist. Natürlich bietet das digitale Handlettering viele Vorteile. Zum Glück kann sich jeder daran bedienen. Anstatt einem Künstler also keine vorhandene Kennzeichnung vorzuwerfen, sollte man sich stets auf seine eigene Arbeit konzentrieren.
Und natürlich gibt es auch große Nachteile beim digitalen Zeichnen. Realistische Pinselstriche zu erzeugen ist trotz unzähliger Brush-Sets nicht einfach. Farbverläufe müssen genau geplant sein. Die natürliche Beschaffenheit eines Untergrunds muss imitiert werden.
Meiner Meinung nach sollte jeder den Weg wählen, der ihm am meisten Spaß macht. Bei dem er sich entfalten und seine Stärken ausspielen kann. Alles andere ist zweitrangig. Dabei ist mir völlig egal, ob ein Kunstwerk analog, digital oder als Mix aus beidem entstanden ist.
Einzig fremde Werke kopieren sollte man nicht – jedenfalls nicht, wenn man sie anschließend als die eigenen Kunstwerke ausgeben möchte. Wobei es hier sicher auch viele Fälle zwischen „schwarz“ und „weiß“ gibt. Doch das gehört in einen eigenen Artikel.
Digitale Kunstwerke erkennen
Nichtsdestotrotz möchte ich dir ein paar Faktoren nennen, an denen du digitale Handletterings erkennen kannst.
Natürlich gelten diese Faktoren nicht immer und es gibt genug Künstler, die die Imitation analoger Handletterings zur Perfektion gebracht haben.
- Perspektive: Digitale Handletterings sind meisten frontal zum Betracher ausgerichtet. Es gibt keine perspektivische Verzerrung durch einen veränderten Aufnahmewinkel.
- Struktur: Die Struktur von Papier ist nicht zu erkennen oder passt nicht zu den Linien.
- Beleuchtung: Es gibt keine natürlichen Schatten (zum Beispiel durch Unebenheiten im Papier) oder leicht dunklere Bereiche im Bild.
- Perfekte Linien: Sind die Linien zu perfekt, also besonders harmonisch und dabei ohne jegliche Unregelmäßigkeiten oder Ausfransungen, wurden sie vielleicht mit digitaler Unterstützung (Glättung) gezogen.
Natürlich gibt es noch weitere Details auf die du achten könntest. Und jedes dieser Details lässt sich mit bestimmten Tricks relativieren. Es ist an dir, ganz genau hinzuschauen und darüber nachzudenken! 🙂 So bleibt es doch auch spannend.
Wie mein iPad Display durchsichtig wurde
Mir schien es passend, für diesen Artikel einen alten Trick aus den 2000ern wieder auszugraben. Dabei wurde mit Hilfe eines Smartphones die Illusion eines durchsichtigen Displays erzeugt.
Auch Computer Monitore oder Notebook-Displays wurden so transparent. Ein fantastischer Effekt – lässt er doch ebenfalls die Grenzen zwischen analoger und digitale Welt verschmelzen.
Ich taufe die Technik mal passend für das Handlettering um – Invisible Display Lettering. 😉
Um ein solches Bild zu erzeugen, gehst du wie folgt vor:
- 1. Suche dir ein Motiv, das später durch dein Display zu sehen sein soll. Ein Handlettering passt dazu perfekt!
- 2. Positioniere das Display so, wie du es später zeigen möchtest. Merke dir den ungefähren Bildausschnitt.
- 3. Hier kommt die Kunst: Mache jetzt ein Foto, das genau den gewünschten Ausschnitt zeigt. Dies kann einige Anläufe brauchen, da Kameras in der Regel keine 1:1 Abbildung erzeugen.
- 4. Nimm deine Fotos und öffne sie auf dem entsprechenden Gerät. Nun kannst du das Display wieder passend positionieren bis Realität und Foto perfekt zueinander passen.
Probiere es unbedingt mal aus und poste gerne dein Ergebnis mit dem Hashtag #invisibledisplaylettering bei Instagram.
Hier noch eine weitere Variante, diesmal mit meinem Smartphone:
Abschließend interessiert mich aber vor allem deine Meinung zum Thema „digital vs. analog“. Was hältst du von den digitalen Imitaten? Ist es dir egal, wie ein Kunstwerk entsteht oder möchtest du immer wissen, welches Handwerk genau dahinter steckt?
Ich bevorzuge auf jeden Fall das analogen Handlettering ! Das macht mir sehr viel Spaß !
Das ist die Hauptsache! 🙂
Digitale Bilder oder Letterings zu erzeugen ist nicht so einfach wie manch einer denkt. Auch für diese Technik braucht es Hintergrundwissen und das beherrschen diverser Programme. Auch das zeichnen oder schreiben auf einem Tablett kann eine Herausforderung sein 🙂 Wenn mich ein Bild oder Lettering anspricht ist es mir egal ob es analog oder digital entstanden ist. Ich würde sogar sehr gerne mal einem digital Künstler über die Schulter schauen 🙂
Da stimme ich dir zu. Bei YouTube gibt es dazu viele Videos. Ich werde zukünftig auch noch ein paar Videos meiner digitalen Letterings machen.